Die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) könnte sich im kommenden Jahr verteuern: Experten rechnen mit Prämienanstiegen von zwei bis fünf Prozent. Der Grund ist die Absenkung des gesetzlichen Höchstrechnungszinses von 1,25 auf dann 0,9 Prozent. Das hat auch Auswirkungen auf die Rückstellungen, die BU-Versicherer zur Sicherung der Ansprüche ihrer Kunden bilden müssen. Die Berufsunfähigkeitsversicherung gehört zu jenen Verträgen, bei denen sich Versicherer und Verbraucherschutz einig sind: eine solche Absicherung ist wichtig. Die Wahrscheinlichkeit, das ein heute 20jähriger im Laufe seines Erwerbslebens dauerhaft oder vorübergehend berufsunfähig wird, liegt bei 43 Prozent, rechnet die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) vor. Für die Betroffenen bedeutet das ein erhebliches Armutsrisiko, wenn sie nicht für den Ernstfall vorsorgen. Garantiezins sinkt: Neuverträge verteuern sich Umso ärgerlicher ist die Tatsache, dass sich private BU-Neuverträge 2017 sehr wahrscheinlich für Neukunden verteuern werden. Im Schnitt um zwei bis fünf Prozent, wie das Handelsblatt anhand der Modellrechnungen eines Finanzvertriebes berichtet. Grund ist der Niedrigzins an den Kapitalmärkten und die damit verbundene Absenkung des sogenannten Höchstrechnungszinses für Lebens- und Rentenversicherungen auf 0,9 Prozent. Beim Höchstrechnungszins handelt sich um den Zinssatz, den Lebensversicherer ihren Kunden maximal auf den Sparanteil im Beitrag zusagen dürfen, wenn diese einen Vertrag mit Zinsgarantie abschließen. Wie hoch der auch umgangssprachlich als „Garantiezins“ bekannte Wert sein darf, legt der Gesetzgeber fest. Das Problem hierbei: die Versicherer sind gezwungen, eine Art Sicherheitsreserve zu bilden, um die Ansprüche ihrer Kunden auch langfristig zu gewährleisten. Und diese Rücklagen sind abhängig vom Höchstrechnungszins: je niedriger er ist, desto mehr muss die Reserve aus laufenden Beiträgen bedient werden. Bedeutet im Klartext: steigende Beiträge für Neukunden. Tarife nicht übereilig abschließen! Auch bei den Prämien zeigen sich große Unterschiede zwischen den Anbietern. Eine Auswertung des Analysehauses Franke und Bornberg für das Handelsblatt zeigt, dass Verbraucher durch die Wahl des richtigen Anbieters mehrere hundert Euro Beitrag im Monat sparen können. Hierbei ist es wichtig, sowohl Netto- als auch Bruttoprämie eines Vertrages im Auge zu behalten. Die Netto-Prämie gibt den Wert an, den ein Vertrag in der Regel zu Beginn der Laufzeit kostet. Im Sinne des Kunden werden hier Überschüsse berücksichtigt, die der Versicherer erwirtschaftet. Entwickeln sich diese Überschüsse aber schlecht, kann der Versicherer den Beitrag bis maximal zur Bruttoprämie anheben. Es gilt aber die Faustregel: ein guter Leistungskatalog ist noch wichtiger als der Preis. Berufsunfähigkeitsversicherungen sind hochkomplexe Verträge, die oft viel Know-how erfordern. Angesichts der erwarteten Teuerung können abschlusswillige Kunden schauen, ob sie noch in diesem Jahr eine Police finden. Aber wer schnell und ohne Rücksicht auf die Leistungen einen BU-Vertrag abschließt, steht mitunter mit einem Schutz da, der nicht wirklich weiterhilft. Deshalb empfiehlt sich eine Beratung durch einen Versicherungsexperten.
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